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Fakten zum Kreditgeschäft im Mittelstand und Infos zum Finanzmanagement

Düsseldorf, 06.03.2011 18:25 Uhr (Wirtschaftsredaktion)

Dem aktuellen Rückgang bei kurzfristigen Ausleihungen an Unternehmen stand eine leichte Zunahme mittel- und langfristiger Kredite gegenüber, besonders deutlich bei den Kreditbanken.

Deutsche Unternehmen bleiben in ihrem Finanzmanagement eher konservativ und optimieren ihr Working Capital Management. Insgesamt sind die Aussichten für die deutsche Wirtschaft für das Jahr 2011 sehr freundlich.

Lage
Die Impulse von der Binnennachfrage dürften im laufenden Jahr noch leicht zunehmen. Dies liegt an dem sich fortsetzenden Beschäftigungsaufbau, den voraussichtlich etwas höheren Tarifabschlüssen sowie an der Geldpolitik, die – gemessen an der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland – sehr expansiv ist. Im vergangenen Jahr konnten bereits durch ein Wirtschaftswachstum von 3,6 % mehr als 80 % der rezessionsbedingten Produktionsverluste wieder wettgemacht werden. Im laufenden Jahr 2011 ist ein Wirtschaftswachstum von gut 2,3 % möglich. Das Inflationsrisiko dürfte zugleich mit rund 2 % auf akzeptablem Niveau bleiben.

Kreditsitution bei deutschen Unternehmen
Kreditsitution bei deutschen Unternehmen

Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten ist auch zum Ende des vergangenen Jahres noch nicht angesprungen. Insgesamt blieb damit im Jahr 2010 der Bestand an Unternehmenskrediten trotz günstiger Konjunkturentwicklung relativ konstant. Im 4. Quartal 2010 lag der Gesamtbestand der Kredite an Unternehmen und wirtschaftlich Selbständige (ohne Wohnungsbau) bei 1.015 Mrd € und damit knapp 5 Mrd € bzw. 0,3 % unter dem Stand des Vorquartals.

Kreditvergabe Unterschied
Kreditvergabe Unterschied

Zugleich nutzten viele Unternehmen auch weiterhin die Möglichkeiten alternativer Finanzierungen, griffen auf eigene Mittel zurück und schöpften Kreditlinien nur unterdurchschnittlich aus. Das Volumen der Unternehmensanleihen etwa wuchs im 4. Quartal um knapp 7 Mrd € und erreichte mit über 250 Mrd € einen neuen Rekordwert. Für das laufende Jahr 2011 kann mit einer deutlichen Zunahme des Kreditgeschäfts gerechnet werden, allerdings bleibt die bevorstehende Umsetzung der neuen Finanzmarktregulierungen ein entscheidender Unsicherheitsfaktor.

Umfrage
In der jüngsten Umfrage der Europäischen Zentralbank („Bank Lending Survey“, BLS) von Januar 2011 berichteten die deutschen Banken mit Blick auf das 4. Quartal 2010 insgesamt von leichten Verbesserungen der Kreditzugangsbedingungen für Unternehmen in Deutschland. Erleichterungen (im Vergleich zum Vorquartal) gab es demnach bei Kreditanfragen klein- und mittelständischer Unternehmen sowie allgemein bei kurzfristigen Krediten, während sich die Bedingungen vor allem für risikoreiche Kredite verschärften. Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten nahm nach dieser Umfrage insgesamt leicht zu, wobei eine verbesserte Innenfinanzierung und die Ausgabe von Schuldverschreibungen einer stärkeren Zunahme entgegen wirkten. Für das 1. Quartal 2011 erwarteten die Banken eine zunehmende Kreditnachfrage und eine weitere Entspannung der Konditionen.

Die vierte „Sonderumfrage“ der Deutschen Bundesbank von Januar 2011 zeigt die Erwartungen der Banken für das gesamte Jahr 2011. Vor dem Hintergrund der positiven konjunkturellen Entwicklung rechnen die befragten Kreditinstitute mit einer deutlichen Zunahme der Kreditnachfrage (bzw. Inanspruchnahme bestehender Kreditlinien) insbesondere von kleinund mittelständischen Unternehmen. Dem stünden zugleich Tilgungen von großen Unternehmen gegenüber. Die Banken gaben an, dass sich eine Erholung des Verbriefungsmarktes positiv auf die Entwicklung des gesamten Kreditvolumens auswirken werde, während die direkte Inanspruchnahme von Kapitalmarktfinanzierungen durch große Unternehmen häufig auch eine rückgängige Kreditnachfrage bedeute. Mit Blick auf die Basel III-Anforderungen und die dadurch notwendigen Anpassungen erwarteten die Banken keine Verringerung des Kreditvolumens, allerdings sei ein Abbau besonders risikoreicher Engagement denkbar.

Eigenkapital wird aufgebaut
Die durchschnittliche Eigenkapitalquote der Unternehmen in Deutschland hat sich in den vergangenen zehn Jahren – und damit auch während der Krise – stetig verbessert. Schon frühzeitig hatten die Unternehmen mit Blick auf die Anforderungen durch Basel II die Notwendigkeit zur Steigerung ihres Eigenkapitalvolumens erkannt und dadurch wesentlich zur Verbesserung ihrer Finanzierungssituation beigetragen.

Dieser Trend setzte sich auch im Krisenjahr 2009 fort. In dem Jahr galt allerdings die Besonderheit, dass sich – nach Angaben der Bundesbank – das absolute Eigenkapitalvolumen um 1,5 % reduzierte, während die Unternehmensbilanzen um 3,5 % schrumpften, so dass sich die höhere Eigenkapitalquote mit Bilanzkürzungen erklärt. Insgesamt scheint sich die Entwicklung aber im positiven Sinne fortzusetzen. Während viele Unternehmen mit starken Eigenkapitalpolstern ihre Innenfinanzierung verbesserten, wiesen sie laut Creditreform im Durchschnitt auch im Herbst 2010 wieder höhere Eigenkapitalquoten auf als im Vorjahr. Außerdem zeigte sich: Unternehmen mit höherer Eigenkapitalquote wurden in den kritischen Jahren 2009 und 2010 mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit insolvent als unterkapitalisierte Unternehmen.

(Quelle: Bankenverband)
(Foto: Peter Kirchhoff;PIXELIO)

 

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