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Die Leasingbranche profitierte vom Konjunkturaufschwung - Hintergründe

Köln, 27.08.2008 14:07 Uhr (redaktion)

Der jüngste Konjunkturaufschwung war für die Leasingbranche ein wertvolles Geschenk. Weil die Industrie oftmals an ihrer Kapazitätsgrenze arbeitete, brauchte sie dringend neue Maschinen – und die wurden geleast statt gekauft.

Leasing ist für viele Unternehmen eine Alternative zum Kauf von Inves­titionsgütern und Gebäuden. Doch nicht nur die Leasinggesellschaft kassiert für ihre Dienstleistung. Auch der Staat hält die Hand auf: Gewerbliche Leasingnehmer müssen einen Teil der Raten versteuern.

Der Begriff Leasing stammt aus dem Englischen, glauben viele. Doch hier verhält es sich genauso wie mit dem Handy – das Wort gibt es dort so überhaupt nicht. Unter Leasing wird in Deutschland – und nur hier – das Anmieten von Investitionsgütern und Immobilien für einen festgelegten Zeitraum verstanden. Dabei wird meist eine Anzahlung fällig, und am Ende der Laufzeit kann die Maschine, das Auto etc. zurückgegeben oder zum Restwert gekauft werden. Der Leasinggeber bleibt dabei die ganze Zeit Eigentümer des Wirtschaftsguts – der Leasingnehmer darf es nur nach festgelegten Regeln nutzen. Für ein Auto wird beispielsweise die Kilometerzahl begrenzt.

Diese Form des Mietens ist in Deutschland durchaus populär (Grafik). Im Jahr 2006 wurden nach Berechnungen des ifo Instituts im Auftrag des Bundesverbands deutscher Leasing-Unternehmen (BdL) Fahrzeuge, Maschinen und Immobilien für 54 Milliarden Euro neu geleast – ein Plus von 8 Prozent gegenüber dem Jahr davor.

Leasingumsätze
Leasingumsätze


 

Inzwischen wird – gemessen am Wert – fast jede fünfte Maschine bzw. Fabrikhalle nicht mehr gekauft bzw. selbst gebaut, sondern gemietet; im Jahr 2000 war es erst knapp jede sechste.


 

Geleast wird insbesondere alles, was sich bewegen lässt: Fahrzeuge, Anlagen, Flugzeuge, Schiffe, Lokomotiven etc. Der Wert dieser anderen neu zur Nutzung überlassenen Güter belief sich im Jahr 2006 auf 46 Milliarden Euro. Aber auch das Geschäft mit Immobilien zieht stark an – hier war der Zuwachs zuletzt mit 40 Prozent weit höher als im Bereich der mobilen Objekte (plus 3,5 Prozent).

Die Miete auf Zeit bietet insbesondere den Unternehmen Vorteile: Anders als beim Kauf müssen sie weder Eigenkapital einsetzen noch einen Kredit bei der Bank aufnehmen – sie können die Leasingraten aus den laufenden Einnahmen begleichen. Dadurch hat das Unternehmen entweder mehr Eigenkapital auf der hohen Kante oder weniger Schulden. Beides wirkt sich positiv auf die Bonität aus.

Demzufolge sind Firmen die mit Abstand wichtigsten Kunden der Leasingbranche. Die Wirtschaft hat im Jahr 2006 z.B. Fahrzeuge und Anlagen im Wert von 40 Milliarden Euro geleast. Privatkunden dagegen machten mit nur 5,1 Milliarden Euro einen kleinen Teil der Leasingnehmer von beweglichen Gütern aus; meist finanzieren sie so ein neues Auto. Der Staat mietete Mobilien für nur 1 Milliarde Euro an.

Im gewerblichen Bereich sind vor allem Dienstleistungsunternehmen gute Geschäftspartner der Leasingfirmen. Sie zeichnen für ein Drittel der Investitionssumme verantwortlich. Zweitwichtigster Leasingnehmer ist die Industrie mit einem Anteil von einem Viertel, der Handel folgt an dritter Stelle mit 12 Pro­zent. Baugewerbe und Landwirtschaft spielen für das Leasinggeschäft dagegen nur eine geringe Rolle.


 

Allein 2006 setzten die Leasinggesellschaften mit Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes 14 Pro­zent mehr um.


 

Auch der Bausektor hat das Volumen der Kontrakte um 5 Prozent aufgestockt. Nur die öffentliche Hand leaste 2006 weniger, hier sank der Wert der gemieteten Objekte um ein Fünftel.

Die Unternehmenssteuerreform hat die Branche hingegen nicht begeistert. Denn nunmehr müssen die Leasingnehmer im Rahmen der Gewerbesteuer 5 Pro­zent der Leasingraten versteuern. Personenunternehmen können jedoch die Gewerbesteuer überwiegend von der Einkommenssteuerschuld abziehen, sodass in der Regel keine Mehrbelastung auftritt. Anders sieht es für Kapitalgesellschaften wie GmbHs und AGs aus: Firmen, die viel leasen, sind benachteiligt. Die Kompensation über niedrigere Körperschaftssteuersätze greift hier zu kurz. Kapitalgesellschaften, die kaufen statt leasen, profitieren dagegen von der Steuerreform.

(Quelle: IW Köln)

 

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