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DIHK Thema der Woche: Unternehmen bilden fleißig aus - Die Fakten

Berlin, 14.08.2008 15:57 Uhr (redaktion)

Nur jedes vierte Unternehmen in Deutschland bildet aus“ – so ein häufig geäußerter Vorwurf an die deutsche Wirtschaft. Das ist aber weniger als die halbe Wahrheit.

Werden die ausbildenden Betriebe ins Verhältnis zu allen Betrieben mit mindestens einem Beschäftigten gesetzt, dann kommt man zwar auf etwa 24 Prozent. Eine solche Quote blendet jedoch aus, dass eine Ausbildung nicht in allen Betrieben möglich und sinnvoll ist, besonders wenn sie qualitativ hochwertig sein soll. Wie ist es denn nun wirklich um das Ausbildungsengagement der deutschen Wirtschaft bestellt? Differenzierungen sind notwendig:

Nicht alle Betriebe sind formal für eine Ausbildung geeignet
Ein Betrieb muss z. B. alle Kenntnisse und Fertigkeiten vermitteln können, die zu einem Ausbildungsberuf gehören. 58 Prozent der Unternehmen in Deutschland erfüllen diese formalen Voraussetzungen für eine Ausbildung – davon bildet rund jeder zweite Betrieb aus. Allerdings: In diesen 58 Prozent sind auch die vielen Klein- und Kleinstbetriebe enthalten, die nicht oder zumindest nicht jährlich ausbilden können.

Ausbildungsbeteiligung nach Betriebsgrößen sehr unterschiedlich
Ein Blick auf die Ausbildungsbeteiligung nach Betriebsgrößenklassen rückt den Vorwurf mangelnder Ausbildungsbereitschaft ins rechte Licht. Betriebe mit 50 bis 499 Beschäftigten bilden im Durchschnitt zu 70 Prozent, Betriebe mit mehr als 500 Beschäftigten bilden im Durchschnitt zu 91 Prozent aus. Die Ausbildungsbeteiligung von Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten scheint mit 17 Prozent auf den ersten Blick gering zu sein. Aber auch hier bedarf es eines zweiten Blickes:

Ausbildung soll Fachkräftebedarf decken
Betriebe bilden aus, um ihren Fachkräftebedarf zu decken. Vor allem kleine und Kleinstbetriebe haben vielfach keinen Bedarf und auch nicht die Möglichkeit, jedes Jahr einen Auszubildenden einzustellen. Sie bilden deshalb oft regelmäßig, aber nicht unbedingt „pausenlos“ aus. Das Ausbildungsverhalten der Betriebe darf daher nicht nur zu einem bestimmten Zeitpunkt sondern muss über einen mittleren Zeitraum hinweg betrachtet werden, wenn man zu vernünftigen Bewertungen zum Ausbildungsverhalten kommen möchte.

Richtigerweise hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung auch genau eine solche Betrachtung angestellt. Danach haben im Zeitraum zwischen 2000 und 2005 von allen ausbildungsberechtigten Betrieben

ausgebildet. Im Zeitraum von 2000 bis 2005 haben also rund drei Viertel (!!) aller berechtigten Betriebe ausgebildet.

Ausbildungspakt: Sehr erfolgreich bei der Akquise neuer Ausbildungsbetriebe
Selbst eine beachtliche Ausbildungsquote von 73 Prozent stellt die Wirtschaft noch nicht zufrieden. Ziel des Ausbildungspakts ist, noch mehr Betriebe für eine Ausbildung zu gewinnen. Mit Erfolg: Aktuell bilden 26.000 Betriebe (+ 11,3 Prozent) mehr aus als 2003 – dem letzten Jahr vor dem Pakt.

 

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