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Deutsche Bank Chef Josef Ackermann steckt Krise gut weg

Frankfurt/Main, 31.10.2007 16:12 Uhr (reuters)

Die Deutsche Bank hat die Finanzmarktkrise trotz einiger Blessuren bisher besser weggesteckt als erwartet. Die sonst hoch profitable Investmentbanking-Sparte schrieb zwar im dritten Quartal erstmals seit fünf Jahren Verluste.

Mit Privatkunden erzielte die Bank dafür Rekordgewinne, auch wegen eines starken Geschäfts in Deutschland. Nicht zuletzt dank Beteiligungsverkäufen blieb dem Institut anders als Konkurrenten wie Merrill Lynch oder der UBS unter dem Strich ein Milliardengewinn, der höher ausfiel als es vor vier Wochen geschätzt hatte.

Bankchef Josef Ackermann hält das Schlimmste der Krise damit für überstanden. Anders als bei einigen US-Wettbewerbern seien weitere Korrekturen bei der Deutschen Bank nicht zu erwarten, sagte er am Mittwoch. Die Anleger reagierten mit Käufen und zogen die Aktie mehr als vier Prozent nach oben, was auch anderen Finanztiteln Auftrieb gab. Viele Analysten äußerten sich erleichtert, dass eine neue Hiobsbotschaft nach den überraschend tiefroten Zahlen von Merrill Lynch ausblieb. Andere große US-Konkurrenten der Deutschen Bank wie Citigroup oder Bank of America haben im dritten Quartal herbe Gewinneinbrüche erlitten.

Die Deutsche Bank bezifferte ihren Vorsteuergewinn mit 1,4 Milliarden Euro, ein Rückgang um 19 Prozent. Anfang des Monats hatte Ackermann noch einen deutlicheren Einbruch prognostiziert. Unter dem Strich führten Effekte der Steuerreform in Deutschland zu einem Gewinnzuwachs von 31 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Auch damit übertraf das Institut die eigenen Schätzungen. "Wenn es das war, dann hat die Deutsche Bank diesen Stresstest relativ gut überstanden", kommentierte Dieter Hein vom Analysehaus Fairesearch die Zahlen.

Ackermann sprach von einem "insgesamt zufriedenstellenden Ergebnis". Das operative Geschäft stehe im Vergleich zur Konkurrenz gut da, sagte er auf einer Bankenveranstaltung in Frankfurt. Der Schweizer wittert sogar neue Geschäftschancen für Deutschlands größtes Geldhaus. "Wir haben das vierte Quartal gut begonnen", erklärte der Vorstandschef. Er setze darauf, dass die Krise zu einer "Flucht in die Qualität" führe, wovon die Bank im Investmentbanking und der Vermögensverwaltung profitieren könne.

Empfindlich zu spüren bekam die Deutsche Bank die Krise an den Märkten im Investmentbanking, ihrer größten Sparte. Hier fiel ein Verlust von 179 Millionen Euro an. Die Turbulenzen in Folge der Probleme am US-Hypothekenmarkt kosteten die Deutsche Bank insgesamt 2,2 Milliarden Euro. Die Deutsche Bank schrieb 1,56 Milliarden Euro auf Anleihen, Aktien und andere Wertpapiere in ihrem Handelsbuch ab, die zuletzt massiv an Wert verloren. Weitere 603 Millionen Euro resultieren aus der Neubewertung von Krediten für Übernahmen und Darlehenszusagen, die sich wegen der Risikoscheu der Investoren derzeit nicht weiterverkaufen lassen.

Banken entledigen sich großer Kreditrisiken oft über deren Verkauf an institutionelle Anleger. Der Markt dafür war in der Krise praktisch zusammengebrochen. Finanzchef Anthony di Iorio gab sich zuversichtlich, für die ausstehenden Kreditzusagen von 27,4 Milliarden Euro bis Mitte 2008 einen Käufer zu finden. Die Liquidität kehre allmählich an die Märkte zurück, sagte er in einer Telefonkonferenz. Der Risikoappetit der Investoren werde auf absehbare Zeit aber weit unter dem noch im Sommer erreichten Niveau bleiben. "Als Konsequenz dürften im vierten Quartal die Erträge im Investmentbanking signifikant unter den zuletzt erreichten Höchstständen liegen", hieß es im Zwischenbericht.

Prognose für 2008 bestätigt
Anders als einige Analysten befürchtet hatten, bestätigte Ackermann aber die Erwartung eines Vorsteuergewinns von 8,4 Milliarden Euro im kommenden Jahr. Voraussetzung dafür blieben aber "normal funktionierende Märkte".

Ein Wachstumsmotor im dritten Vierteljahr war das Deutschlandgeschäft, wo unter anderem die Töchter Norisbank und Berliner Bank zulegten. Üblicherweise mache der Heimatmarkt 20 bis 25 Prozent aus, sagte Ackermann. Dieser Anteil liege diesmal deutlich höher, weil die Wertberichtigungen vor allem in den USA und Großbritannien angefallen seien. Das Privatkundengeschäft weltweit erwirtschaftete einen Gewinn von mehr als 300 Millionen Euro.

 

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