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Deutsche Bank Chef Ackermann räumt milliardenschwere Belastungen ein

Frankfurt/Main, 03.10.2007 16:54 Uhr (redaktion)

Der Chef von Deutschlands größtem Geldhaus räumte zwar milliardenschwere Belastungen ein, stellte für das dritte Quartal aber einen höheren Nettogewinn in Aussicht und bekräftigte die Prognosen für das kommende Jahr. Ackermann sorgte damit am Tag der Deutschen Einheit für spürbare Erleichterung bei Anlegern, die die neue Offenheit mit einem Kursplus von fast drei Prozent auf 96,32 Euro feierten. Auch andere Finanzwerte gewannen kräftig an Wert.

Insgesamt 2,2 Milliarden Euro kostet die Deutsche Bank die weltweite Krise an den Finanzmärkten, wie Ackermann am Mittwoch auf einer Investorenkonferenz in London sagte. Unter dem Strich steht bei der Deutschen Bank von Juli bis September wohl trotzdem ein Nettogewinn von über 1,4 Milliarden Euro. Das ist rund ein Sechstel mehr als im dritten Quartal 2006. Allerdings schafft das die Bank nur durch die Rückerstattung von Steuern. Vor Steuern liegt der Gewinn mit 1,2 Milliarden Euro rund ein Drittel unter dem Vorjahreswert.

"Trotz eines herausfordernden Quartals für unsere Investmentbanking-Einheiten zeigten unsere 'stabilen' Geschäftsfelder weiterhin eine gute Leistung", sagte Ackermann. Vor allem im Investmentbanking sehe er nach der Korrektur an den Märkten wieder Wachstum. Für die Deutsche Bank ist das Anlass genug, an ihrem Ziel eines Vorsteuergewinns von 8,4 Milliarden Euro im kommenden Jahr festzuhalten.

Börsianer sehen darin ein erfreuliches Signal: "Am wichtigsten war, dass die Deutsche Bank zu ihren Prognosen für 2008 steht. Das ist genau das, was die Märkte hören wollten", sagte Analyst Heino Ruland von FrankfurtFinanz. Auch mit dem Nettogewinn zeigte sich der Finanzmarkt zufrieden. "Das ist für mich eine kristallklare Entwarnung", sagte ein Händler. Skeptiker warnten allerdings vor zu viel Euphorie: "Es ist eine Beruhigung, aber keine Entwarnung", mahnte ein Händler. "Man weiß ja leider nicht, was und wo genau abgeschrieben wurde. Die Zahlen sehen auf den ersten Blick zwar sehr gut aus, aber ich traue dem Frieden nicht."

Allein 1,5 Milliarden Euro von der Belastung von 2,2 Milliarden Euro stammen aus dem Geschäft mit verbrieften Wohnungsimmobilien, strukturierten Krediten und dem Handel mit festverzinslichen Produkten und Aktien. 700 Millionen Euro resultieren aus der Neubewertung von Krediten und Kreditzusagen für Übernahmen. Der Geschäftsbereich Corporate Banking & Securities werde deshalb für das dritte Quartal einen Verlust vor Steuern von 250 bis 350 Millionen Euro verbuchen, erklärte Ackermann.

Die endgültigen Zahlen zum gerade abgelaufenen dritten Quartal will das Geldhaus am 31. Oktober präsentieren.

Die Deutsche Bank hatte bereits Anfang September als eine der ersten Großbanken detaillierte Angaben zu den Kreditzusagen für Übernahmen gemacht. Rund 29 Milliarden Euro müsse die Bank angesichts der Turbulenzen an den weltweiten Finanzmärkten neu bewerten, weil sie die Kredite und Finanzierungszusagen derzeit nicht an andere Institute weiterreichen könne, hatte Ackermann gesagt. Er hatte in einem Fernsehinterview eingeräumt, dass die Bank zu risikofreudig Kreditzusagen gemacht habe.

Der Druck auf das Institut, mehr Details zu den Belastungen zu präsentieren, war nach den Gewinnwarnungen von Citigroup und UBS Anfang der Woche stark gewachsen. Die Schweizer Großbank UBS stellte wegen milliardenschwerer Abschreibungen den ersten Quartalsverlust seit neun Jahren in Aussicht. Die Citigroup erwartet angesichts der durch die Probleme am US-Markt für zweitklassige Hypothekendarlehen ausgelösten Finanzkrise einen Gewinnrückgang von 60 Prozent im dritten Quartal.

Für das vor wenigen Tagen angelaufene Schlussquartal sind die Institute zuversichtlicher. Die Schweizer Credit Suisse sieht nach eigenen Angaben bereits Anzeichen einer Erholung im Geschäft mit kreditfinanzierten Übernahmen und Fusionen.

 

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